Kicker mit Faible fürs Angeln

FREIMERSHEIM. Die Zwangspause im Fußball gibt hier und dort den Blick frei, dass Fußballer oft nicht nur Fußballer sind. So wie bei Manuel Mosis. Der 32-Jährige, der in dieser Saison mit dem A-Ligisten TV Freimersheim mit dem Bezirksliga-Aufstieg liebäugelt, hat ein weiteres Hobby. Er angelt.

Wegen des ruhenden Spielbetriebs hat Manuel Mosis derzeit mehr Zeit fürs Fischen als sonst. „Und das nutze ich auch, so gut wie es möglich ist“, erzählt der Freimersheimer. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, pendelt er an den Rhein und wirft die Rute aus.Lieber wäre es ihm freilich, er könnte auf seinem Lieblingsgewässer, dem Eicher See, seinem Hobby nachgehen. Dort herrscht allerdings bis zum 31. Mai Schonzeit. Das heißt: Angeln verboten. Der Bestand muss sich regenerieren.

Der ehemalige Verbandsliga-Fußballer des TV Lonsheim, der auch mal für den TSV Gau-Odernheim spielte, geht voll auf im Angelsport. Gerne plaudert er aus dem Nähkästchen. Etwa von der Ungewissheit und der damit verbundenen Spannung, wenn man am Rhein fischt: „Da weiß man nie, was man am Haken hat. Das kann genauso ein Riesenfisch wie ein Fahrrad sein“. Barsche und Zander interessieren ihn am meisten. Gerne darf es aber auch mal eine Forelle sein.Sein bislang größter Fang war ein ein Meter langer Hecht. „Bestimmt 15 Minuten kämpfte ich“, erinnert sich das Mitglied des ASV Karpfen Osthofen. Eingeholt hat er den Fisch auf dem Eicher See. Mit dem Boot, zusammen mit einem Freund, war er draußen. Wie so oft, wenn er seiner Passion nachgeht. Und nicht gerade Schonzeit ist.

Doch nicht immer gewinnt Manuel Mosis. Ein kapitaler Wels entwischte dem Familienvater, der nicht dem typischen Klischee des Anglers entspricht. Im Allgemeinen sitze er nicht am Ufer und harre der Dinge, bis die ausgeworfene Rute in Bewegung gerät. Es sei auch nicht sein Ding, still dazusitzen, um die Fische nicht zu verschrecken. Im Gegenteil: Wenn er mit dem Boot auf den See geht, dann sei er ständig in Action. Und das mitgeführte Radio sei auch noch an. Die vielen Bilder, auf denen er seine prächtige Beute für die Nachwelt festhält, dokumentieren, dass er mit seiner Methode erfolgreich ist.

Wahrscheinlich trägt seine ungeheure Erfahrung mit dazu bei. Mit 14 Jahren bestand er die Prüfung für den Fischereischein. Schon vorher war er mit seinem Papa unterwegs. Das übrigens immer unter der Prämisse, den Fang zu verzehren. „Fangen und wieder auswerfen, das ist in Deutschland verboten“, sagt der Vater eines Kindes. Mosis reizt der Nervenkitzel, der mit dem Angeln verbunden ist. Alsbald ein Fisch angebissen hat, „kommt das Adrenalin. Man weiß ja nie, womit man es zu tun bekommt“.

Wie lange die Fußball-Pause wird, mag Manuel Mosis nicht abschätzen. Aber egal, wie lange sie sein mag, er werde nicht vom Fußball lassen. „Das passiert erst, wenn ich nicht mehr laufen kann“, kündigt er lächelnd an. Wäre nicht der Schichtdienst, er würde mutmaßlich sowieso höher als A-Klasse spielen. Ob dann aber die Zeit bliebe, noch wenigstens zweimal im Monat angeln zu gehen, steht auf einem anderen Blatt.

Aus Wormser Zeitung vom 03.04.20

Aus Wormser Wochenblatt

Eigener Bericht in NK am 29.05.19

 

 

Rhein und Eicher See: Grundel wird Plage

Aus Wormser Zeitung (25.08.18) von Marina Held

 

Sascha Laur sitzt auf einem Steg am Eicher See und bereitet seine Angelrute vor. Sechs Teile steckt er zusammen, dazu zwei ausfahrbare Teleskopstäbe. Es ist ein warmer Sommerabend, nach langer Pause möchte der Zweite Vorsitzende des ASV Osthofen endlich mal wieder die Angel auswerfen. Was er gerne fangen würde? "Am liebsten Rotaugen und Rotfedern, vielleicht eine Brasse oder einen Hecht." Doch große Hoffnungen macht er sich nicht. Seit einigen Jahren sieht die Realität nämlich ganz anders aus. Was am Rhein und an den umliegenden Seen seither immer häufiger anbeißt: die Grundel. Und die ist alles andere als harmlos.

Wie Wesen aus der Tiefsee sehen einige Arten aus. Andere wirken mit ihren großen Kulleraugen fast ein wenig putzig. Kaum zu glauben, dass sie sich in so kurzer Zeit zu einer Plage entwickelt haben. Doch genau das ist passiert - die Winzlinge haben den Rhein in Rekordzeit erobert. "Das Besorgniserregende ist, dass sie Allesfresser sind", erzählt Sascha Laur und wirft die elf Meter lange Stippangel aus. Die hilft ihm dabei, bis an eine Kante im See vorzudringen, an der er tiefer wird - dort, wo besonders viel Nahrung angespült wird und die Fische sich gern aufhalten. Grundeln schwimmen dort zuhauf, beschützen dort ihr Gelege.

 

Die durchsichtige Schnur verschwindet für einen Moment im Abendhimmel, wird erst wieder sichtbar, als der Bissanzeiger im Wasser auftaucht. Sascha Laur befestigt die Rute am Angelstuhl, schaut hinaus aufs Wasser.

 

"Grundeln sind Friedfische", erklärt er. "Das heißt, dass sie keine anderen Fische jagen. Bei zwölf bis 22 Zentimetern Körperlänge könnten sie es schon allein größentechnisch mit vielen Fischarten nicht aufnehmen. Problematisch ist aber, dass sie für ihr Leben gerne Fischlaich fressen."

Für Fische, die ihren Nachwuchs nicht bewachen, kann das zum Verhängnis werden. Barsche zum Beispiel betreiben keine Brutpflege - haben sie ihre Eier gelegt, ist der Nachwuchs auf sich allein gestellt. Und wie es in der Natur so ist: Des einen Glück ist des anderen Leid. Findet die Grundel ein Fischnest, frisst sie, bis das ganze Gelege verputzt ist. So schaffen es die Winzlinge, anderen Fischen gefährlich zu werden.

Der Tisch ist für die Grundel also reich gedeckt im Rhein. Doch Nahrung allein machte die Grundel nicht zu einer Plage. "Massenvorkommen ausbilden konnte die Grundel im Rhein noch aus einem anderen Grund", erklärt Sascha Laur. "Sie ist zonenfremd und hat bei uns bisher keine natürlichen Feinde." Die Fische im Rhein und in den stehenden Gewässern hatten einfach noch keine Zeit, sich an die Grundel zu gewöhnen, erklärt der ASV-Angler. "Als Köderfisch für Zander kann man sie mittlerweile manchmal nutzen - aber da muss man sie schon wirklich gut drapieren. Sie muss aussehen wie ein verletztes Beutetier."

 

Seit wann es die Grundel im Rhein gibt? "Von der Rheinfischereigenossenschaft wurde die "Kesslergrundel" 2006 zum ersten Mal nachgewiesen. 2008 kam die "Schwarzmaulgrundel" dazu", erklärt Sascha Laur. Er selbst hatte seine erste Grundel 2008 an der Angel, erinnert sich noch genau an den kleinen Unbekannten, der ihm da an die Leine gegangen war. Seither gehören die kleinen Fische für ihn zum Alltag. Beim Vereinsfischen - dabei wird für eine bestimmte Zeit gegeneinander geangelt und das Gewicht der gefangenen Fische pro Person zu einer Endsumme addiert - macht die Grundel regelmäßig ein paar Gramm aus. "Wiegen muss man sie allerdings mit der Briefwaage", erklärt Sascha Laur. "Und als Speisefisch ist sie aufgrund ihrer Größe, obwohl grundsätzlich essbar, für uns wenig interessant." In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet hingegen werde sie durchaus als Speisefisch genutzt. Wo es denn liege, das Ursprungsgebiet? Und wie sie es geschafft habe, bis in den Rhein vorzudringen?

 

"Einige Arten sind aus den Flussmündungsgebieten und Küstenregionen des Schwarzen und Kaspischen Meeres in die österreichische Donau vorgedrungen", erklärt Sascha Laur. "Von dort gelangten sie über Frachtschiffe über den Rhein-Main-Donau-Kanal in den Rhein." Um ausreichend stabil fahren zu können, nehmen die im Schwarzen Meer Ballastwasser auf. Und darüber, erklärt er, gelangen auch Fische und Fischlaich in die Tanks. Im Fluss angekommen, werden die geleert. Und durch Vögel, an deren Federn und Füßen Fischlaich klebt, gelangen sie letztendlich auch in Seen.

 

Wie es mit der Grundel weitergeht, darüber zerbricht man sich in der Fachwelt seit einiger Zeit den Kopf. Naturschützer gehen davon aus, dass die Existenz der Grundel in unseren Gewässern heimischen Arten zum Verhängnis werden könnte. Mehr als spekulieren könne man jedoch nicht. "Was die Grundel angeht, sind die Meinungen geteilt. Manche gehen davon aus, dass sich das Problem innerhalb von ein paar Jahren von selbst löst, andere sagen, dass wir es nicht in den Griff bekommen." Und was denkt er? "Ich gehe davon aus, dass wir die Grundel so schnell nicht loswerden. Und selbst wenn, irgendwann kommt die nächste Plage, die nächste Unbekannte. Gewässer sind empfindliche Systeme. Algen, eine andere Fischart, da kann viel passieren."

 

Trotz Plage, eine Befürchtung ist beim ASV Osthofen bisher ausgeblieben. Weniger Mitglieder habe der Verein durch die Grundel nicht zu verzeichnen. Auch nicht weniger Neueinsteiger und Interessierte. "Die Menschen angeln nach wie vor sehr gerne, unsere Kurse sind immer voll besetzt", sagt Sascha Laur. Während die Sonne langsam dem Horizont entgegen wandert, holt Sascha Laur die Angel ein. "Das war heute nichts", sagt er. "Nicht einmal eine Grundel hat angebissen. Aber bei den warmen Temperaturen sind die Fische eben etwas schwerfällig." Beenden möchte Sascha Laur seinen Abend am See noch nicht. Er hat zwei Freunde eingeladen - mit denen möchte er noch eine Runde im Boot hinaus auf den See fahren. Jagdfische angeln. "Damit Jagdfische Interesse am Köder bekommen, muss der sich ordentlich bewegen", erklärt Sascha Laur. "Daher nutzen wir dazu ein Boot." Auf dem See wird sich der 36-Jährige keine Gedanken über die Grundel machen müssen - mitten auf dem Wasser fühlt sich der kleine Fisch aus dem Schwarzen Meer nicht besonders wohl.

 

 

Wormser Zeitung  23.07.2016

ASV Karpfen Osthofen hat seit 2008 im          Eicher See 4000 Aale ausgesetzt

 

Raus aus der Wanne, rein ins Wasser: Gewässerwart Hermann Vogt setzt im Eicher See

Von Claudia Wößner

OSTHOFEN/EICH - Sich aalen. Jetzt im Sommer ist diese Redewendung besonders häufig zu hören. Sich mal bei hohen Temperaturen so richtig in der Sonne rekeln, es sich am Strand gut gehen und die Seele baumeln lassen, so stellt man sich das Aalen in den Ferien vor. Sich winden wie ein Aal, sich also aus einer unschönen Situation winden, das ist die eigentliche Herkunft der Redewendung. Aber sich winden? Beim Angelsportverein (ASV) Karpfen 1935 Osthofen macht das niemand, wenn es um Aale geht. Den Aktiven um den Ersten Vorsitzenden Günter Schmitt und Gewässerwart Hermann Vogt ist der Schutz dieser Fische sehr wichtig.

Bestände gehen immer weiter zurück

  • GEFÄHRDET
  • Der Europäische Aal gilt als eine vom Aussterben bedrohte Art der Aale. Als Ursachen für den starken Rückgang der Aalbestände werden insbesondere Umweltverschmutzung und der kommerzielle Fischfang an den Küsten genannt. Auch der Bau von Wasserkraftwerken wird als Gefahr für den Aal angesehen. Immer wieder sterben Tiere, wenn sie in die Turbinen der Kraftwerke gelangen.
     

Deshalb werden mit einem Abstand von wenigen Jahren Schüsseln, Wannen und sonstige Behälter ausgepackt – und zum Wohle der Tiere wird mit angepackt. Weil die Bestände des Europäischen Aals in den heimischen Flüssen immer weiter zurückgehen, hat der Verein in den vergangenen Jahren Exemplare dieser schlangenartigen Fische im Eicher See ausgesetzt.

Dort im See, der mit dem Rhein verbunden ist, können sich die Fische akklimatisieren und dann in den Rhein abwandern oder im See bleiben. Dreimal, 2008, 2011 und zuletzt im Frühjahr 2016 in Zusammenarbeit mit dem Landesverband, hat der Verein Aale in den Eicher See entlassen.

Günter Schmitt ist zufrieden mit dem Ergebnis des Aktion-Dreierpacks. Der ASV-Vorsitzende lässt Zahlen sprechen: Rund 1500 Aale setzte der Verein in diesem Jahr aus, 1500 im Jahr 2011 und 1000 zum Auftakt im Jahr 2008.

Also insgesamt 4000 Aale mit einem Gesamtgewicht von 40 Kilogramm fanden im Eicher See ein neues Zuhause oder zogen weiter – wenn sie denn noch leben. Das ist die einzige Einschränkung, die Günter Schmitt macht. Denn er kann nicht sagen, wie viele Tiere es geschafft haben und wie viele nicht. Mit einem Sender versehen wie viele Störche, das sind die Aale nicht. Also weiß nur Mutter Natur die Antwort, wie viele Fische noch leben.

Aber Schmitt ist guter Dinge, dass die überwiegende Mehrheit der Aale überlebt hat. Als Grund für seine Zuversicht nennt der Vereinsvorsitzende die Größe der Tiere: 20 bis 25 Zentimenter waren die sogenannten Satzaale groß. Groß genug, um nicht gleich zum Opfer eines Fressfeindes zu werden. Satzaale sind nach Angaben Schmitts Tiere, die an Küsten gefangen wurden. Aber nicht zum Verzehr, sondern zur Rettung der Aale.

Um ihnen eine größtmögliche Überlebenschance zu geben, werden die gefangenen Exemplare über eine längere Zeit in speziellen Fischzuchten gehegt. Erst ab einer Größe von 20 Zentimentern und einem Gewicht von zehn Gramm werden die Fische als vollständig entwickelte Jungaale in den Flüssen ausgesetzt.

„Über Geld spricht man nicht“

Mit seinem Engagement für die Aale ist der Osthofener Angelsportverein nicht allein. In ganz Rheinland-Pfalz beteiligen sich Vereine an Aktionen, mit denen verhindert werden soll, dass die Zahl des Europäischen Aals weiter zurückgeht. Wie Günter Schmitt berichtet, verteilten Ehrenamtliche seit 2008 jedes Jahr über 17 000 Jungaale in verschiedenen Gewässern in Rheinland-Pfalz. Die Kosten für den Kauf der Aale, die ausgesetzt werden sollen, müssen die Vereine selbst übernehmen.

Darüber, wie viel Geld der ASV Karpfen in die Hand genommen hat, schweigt sich Günter Schmitt aus. „Über Geld spricht man nicht“, meint er schmunzelnd. Es sei aber eine „ansehnliche Summe“ gewesen. Eine Investition für den Schutz der Natur, die für Schmitt jeden Cent wert ist. Wann die nächste Aussetzaktion stattfindet, steht noch nicht fest. Der Angelsportverein will der Natur genügend Zeit lassen, dass sich die Aale verteilen, bis die nächsten Tiere im Eicher See hinzukommen könnten.

Die Aale sollen sich wohlfühlen, sich rekeln. Sich im See aalen.

Aus Wormser Zeitung