OSTHOFEN - Es ist Samstagvormittag, kurz nach 10 Uhr. Vor dem Vereinsareal des ASV „Karpfen“ 1935 Osthofen am Südufer des Eicher Sees reiht sich Auto an Auto. Die Fahrzeuglenker kommen aus dem Raum Worms, Alzey und Mainz. Günter Schmitt steht am Eingang und schaut, ob noch einer der zum Praxistag Angemeldeten „auf den letzten Drücker“ angebraust kommt. „Keiner mehr. Jetzt sind alle da“, nickt er.
Schmitt ist Vereinsvorsitzender, Ausbilder und Prüfer. Am Samstagvormittag überließ er seinem Vereinskollegen Hermann Vogt das Feld. Zweimal im Jahr findet eine Rheinland-Pfalz-weite Prüfung zur Erlangung des Staatlichen Fischereischeines statt. Der Angelsportverein bietet dazu einen Vorbereitungskurs an, der Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist.
An jenem Samstag trafen sich die Prüflinge zum Praxistag. Unter anderem stand das Thema „Knoten“ auf dem Stundenplan, denn da gibt es einige, die der Angler beherrschen sollte. Unter anderem will ja auch der Haken sicher an der Schnur befestigt sein. Die Anglermethoden und Angelgeräte wurden am Nachmittag praxisnah erläutert und am Angelgewässer des Vereins getestet.
Ein weiterer Punkt des Praktikums ist die Behandlung gefangener Fische und deren Verwertung, sprich Zubereitung. Doch bis der Interessent den notwendigen und deshalb begehrten Fischereischein in den Händen hält, fließt noch ein wenig Wasser den Rhein hinunter. Mussten die Prüflinge bis vor einigen Jahren „nur“ rund 280 Fragen beherrschen, sehen sich die zukünftigen Petrijünger heutzutage 1000 Fragen gegenüber.
„Aber keine Angst, bekanntlich wird die Suppe nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Bei der Prüfung sind es ‚lediglich‘ 50 Fragen, je zehn aus fünf Wissensgebieten, die beantwortet werden müssen“, beruhigt Günter Schmitt. Zumal mit den neuesten Unterrichtsmethoden die Prüfung fast zum Kinderspiel werde, wie er betont. Die Erfolgsquote liegt immerhin bei rund 98 Prozent.
Ganz anders sieht es mit der Frauenquote aus. Miriam Wägner aus Bechtheim ist eine von vier Damen, die sich zum aktuellen Kurs angemeldet haben. „Mein Freund angelt, und immer nur nebendran zu sitzen, macht auch keinen Spaß“, erklärt die Bechtheimerin, weshalb sie sich zum Kurs angemeldet hat. Allerdings hat sie es ein wenig schwerer als Freund Gabriel.
Denn der, so erzählt sie, sei durch seine angelbegeisterte Familie vorbelastet. „Ich lerne viel auswendig“, gesteht sie freimütig. Alle 1000 Fragen hat ein Prüfling übrigens tatsächlich mal auswendig gelernt. „Aber der hatte ein fotografisches Gedächtnis“, betont Schmitt.
Hinter den knapp 30 Prüflingen liegen mehrere Theoriestunden, in denen die Themen Fisch-, Gewässer- und Gesetzeskunde ebenso behandelt wurden wie Natur- und Tierschutz sowie Gerätekunde.
Die Prüfungsergebnisse werden übrigens sofort ausgewertet, und wer bestanden hat, darf mit seinem Zeugnis beim zuständigen Ordnungsamt den ersehnten Fischereischein abholen.
Bild und Text aus Wormser Zeitung vom 13.06.2014